Feuer

Die Nacht, der Hammerschmied

Dunkel! All Dunkel schwer!
Wie Riesen schreiten Wolken her –
Über Gras und Laub,
Wirbelt’s wie schwarzer Staub;
Hier und dort ein grauer Stamm;
Am Horizont des Berges Kamm
Hält die gespenstige Wacht,
Sonst Alles Nacht – Nacht – nur Nacht.

Was blitzt dort auf? – ein roter Stern –
Nun scheint es nah, nun wieder fern;
Schau! wie es zuckt und zuckt und schweift,
Wie’s ringelnd gleich der Schlange pfeift.
Nun am Gemäuer glimmt es auf,
Unwillig wirft’s die Asch hinauf,
Und wirbelnd über’m Dach hervor
Die Funkensäule steigt empor.

Und dort der Mann im ruß’gen Kleid,
– Sein Angesicht ist bleich und kalt,
Ein Bild der listigen Gewalt –
Wie er die Flamme dämpft und facht,
Und hält den Eisenblock bereit!
Den soll ihm die gefang’ne Macht,
Die wilde hartbezähmte Glut
Zermalmen gleich in ihrer Wuth.

Schau, wie das Feuer sich zersplittert!
Wie’s tückisch an der Kohle knittert!
Lang aus die rothe Kralle streckt
Und nach dem Kerkermeister reckt!
Wie’s vor verhaltnem Grimme zittert:
„O, hätt‘ ich dich, o könnte ich
Mit meinen Klauen fassen dich!
Ich lehrte dich den Unterschied
Von dir zu Elementes Zier,
An deinem morschen, staub’gen Glied,
Du ruchlos Menschenthier!“

Annette Freiin von Droste-Hülshof (10./12. Jänner 1794 – 24. Mai 1848)

(Handyfoto hinter Fliegengitter ;-))

Es gibt 1 Kommentar/e zu diesem Beitrag
  1. Gabi at 9:47

    ja – alles Nacht – aber Feuer ist das Element der Transformation – mal sehen was trans-formiert …. und jeder Nacht folgt naturgesetzlich ein Tag … und die Hoffnung stirbt zuletzt!

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