Stolze Einsamkeit

Im Walde, im Walde, da wird mir so licht,
Wenn es in aller Welt dunkel,
Da liegen die trocknen Blätter so dicht,
Da wälz ich mich rauschend darunter,
Da mein ich zu schwimmen in rauschender Flut,
Das tut mir in allen Adern so gut,
So gut ist’s mir nimmer geworden.

Im Walde, im Walde, da wechselt das Wild
Wenn es in aller Welt stille,
Da trag ich ein flammendes Herz mir zum Schild,
Ein Schwert ist mein einsamer Wille,
Da steig ich, als stieß ich die Erde in Grund,
Da sing ich mich recht von Herzen gesund
So wohl ist mir nimmer geworden.

Im Walde, im Walde, da schrei ich mich aus,
Weil ich vor aller Welt schweige,
Da bin ich so frei, da bin ich zu Haus.
Was schadt’s, wenn ich töricht mich zeige,
Ich stehe allein, wie ein festes Schloß,
Ich stehe in mir, ich fühle mich groß,
So groß als noch keiner geworden.

Im Walde, im Walde, da kommt mir die Nacht,
Wenn es in aller Welt funkelt,
Da nahet sie mir so ernst und so sacht,
Daß ich in den Schoß ihr gesunken,
Da löschet sie aller Tage Schuld,
Mit ihrem Atem voll Tod und voll Huld,
Da sterb ich und werde geboren.

Achim (Carl Joachim Friedrich Ludwig) von Arnim (1781-1831)

Zur 3. Strophe:

Für den romantischen Dichter Achim von Arnim wird der stille, einsame Wald zur Bühne einer vehementen Selbstbefreiung, die zu einer rauschhaften Apotheose des Ich führt.

Der Wald, Gedichte, hrsg. Von Harmut Vollmer, Stuttgart 2014, 15

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