Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)

Mit einem meiner Lieblingsgedichte, das noch dazu einen nahezu programmatischen Titel hat, soll dieses Blog – pünktlich zur Winter-Sonnenwende 2015 – eröffnet werden.

Es ist sogar geboten – gerade bei Hölderlin -, die Gedichte nicht sitzend, sondern, wie der Dichter selbst, schreitend zu sprechen. Hölderlin wanderte gern und oft durch Land und Wald; die Verse und Gedichtfragmente nahmen im Tempo des Schritts ihre Gestalt an. … Hölderlins Hexameter … werden erst im Tempo des laufenden Schritts – also Metronom 90 – lebendig; erst dann „laufen“ sie und erinnern an Bettinas Wort, in dem wir Hölderlins Stimme erkennen: „die Sprache, die schreitet so tönend …“

Pierre Bertaux, Nachwort, in: Friedrich Hölderlin. Werke und Briefe in einem Band. Nach dem Text der von Friedrich Beißner besorgten Kleinen Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe, 841f.

Es gibt 4 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Susanne at 19:28

    Lieber Johannes! Ich gratuliere Dir ganz herzlich zu Deinem neuen Blog! Ich finds großartig, dass Du wieder etwas machst und andere daran teilhaben lässt. Deine Fotos sind wunderschön, machen Lust auf mehr! Dazu ein Gedicht von Hölderlin, bin poetisiert! 🙂 Danke! Viel Freude mit Deinem Blog Redundanzen! Liebe Grüße, Susanne, Rheinländerin in Berlin

  2. Gabriele Bodei at 14:37

    engagiert UND gut UND schön!

    Gratulation – noch dazu : wieder mal im Höllentempo gemacht!

    Freu mich auf Weiteres – auch wenn es langsamer wird, schön ist es ja immer!

    Gabi

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